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Abbé Roger Kayser

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Abbé Roger Kayser

Zum Gedenken an Abbé Roger Kayser

 

« Ein großes Herz hat aufgehört zu schlagen! » Mit diesen ergreifenden Worten leitete Generalvikar Mathias Schiltz in Vertretung von Erzbischof Fernand Franck die Begräbnisfeier für Pfarrer Roger Kayser am 30. Mai 2011 in der Merscher Dekanatskirche ein.

Damit war Wesentliches über die Person des Verstorbenen ausgesagt: denn er hatte dieses große Herz, offen für Gott, und offen für die Sorgen und Fragen der Menschen. So hat er in seiner langjährigen und vielfältigen Seelsorgearbeit gewirkt, und so haben ihn die ihm anvertrauten Menschen gekannt und geschätzt.

1929 in Schönfels geboren, hat Roger Kayser die Primärschule in seinem Heimatort und in Mersch besucht. Unter dem Naziregime studierte er für kurze Zeit in der Lehrerausbildungsanstalt, die in Ettelbrück untergebracht war. Danach wurde das Athenäum und der Konvikt seine Heimat bis 1950.  Da die Berufung zum Priester im jungen Mann gereift war, meldete er sich ins Priesterseminar, und nach sechs Jahren philosophischer und theologischer Ausbildung wurde er am 15. Juli 1956 von Mgr. Leo Lommel in der Kathedrale zum Priester geweiht. Sein pastorales Wirken begann er in der Herz-Jesu-Pfarrei in Luxemburg. Hier war er fünf Jahre Kaplan, musste dann aber wegen seiner Herzleiden die Pfarrarbeit aufgeben und kam für vier Jahre als Seelsorger zu den Benediktinerinnen in Peppingen. Seine Gesundheit verbesserte sich, so dass er 1965 wieder als Pfarrer, zuerst in Bavigne, dann in den umliegenden Dörfern wirken konnte und sich gleichzeitig um die Luxemburger Studenten in Bastogne  seelsorglich kümmerte. In diese Zeit fällt auch seine Mitarbeit in der Vorbereitungskommission für die „Luxemburger Diözesansynode“. Gerne besuchte er später seine frühere Wirkungsstätte und im Ösling wurde er auch immer mit offenen Armen empfangen. 1971 berief ihn Bischof Jean Hengen nach Düdelingen, der größten Pfarrei des Landes, wo Abbé Roger Kayser 15 Jahre als Pfarrer tätig war. Sein ganzes Herz hing an dieser Minettsstadt, Er schuf und wirkte unermüdlich, konnte viele Mitarbeiter im Weinberg des Herrn gewinnen, mit denen ihn auch später noch eine herzliche Freundschaft verband. Das „Centre Paroissial“, das Heimstätte aller Düdelinger werden sollte, war sein Lebenswerk. Leider haben unglückliche Umstände diesem Schaffen ein jähes Ende gesetzt. Danach wurde er zum Pfarrer in Gasperich ernannt.

Als er 1997 in den Ruhestand trat, hieß das keineswegs, er leiste der Kirche keine Dienste mehr. Ganz im Gegenteil, gerne half er als Priester zuerst im Pfarrverband Mamer aus, später dann bis zu seinem letzten Krankenhausaufenthalt im Pfarrverband Koerich, wo ich ihn näher kennen und schätzen lernte.

Abbé Roger Kayser war Priester mit Leib und Seele, Brückenbauer zwischen Gott und den Menschen und für sie untereinander. Immer war er dem Evangelium verpflichtet und aufmerksam für die Fragen und Anliegen, die an ihn als den beliebten und geschätzten Geistlichen herangetragen wurden. Seine Offenheit für das, was sich in Kirche und in Welt ereignete, war erstaunlich. Immer gut informiert über die gesellschaftlichen, kirchlichen und politischen Geschehnisse, besaß er ein Wissen, das stets gepaart war mit weiser Überlegung und einem starken Willen zum helfenden und mitwirkenden Einsatz.

Sicher hatte er manches an den alten Gebräuchen und Gepflogenheiten in der Kirche auszusetzen. Sicher war er nicht mit allen Entscheidungen einverstanden und hätte manches anders gemacht, aber das hielt ihn nicht davon ab, eine große Liebe zur Kirche zu behalten und sein Leben in echter Frömmigkeit zu gestalten. Dabei spielten für ihn Äußerlichkeiten keine Rolle. In seiner beeindruckenden, ganz persönlichen Predigt am Begräbnistag hat Dechant Joseph Roemen, den eine 44 jährige Freundschaft mit Pfarrer Kayser verband, den Verstorbenen ganz richtig beschrieben, als er sagte: „Leschtenenns ass ët him an all senge Kontakter ëmt d’Glaawenssubstanz gaangen, an nit ëm klerikalt Getue.“ Freund großer Veranstaltungen war Abbé Roger Kayser nicht. Aber da wo sich zwei oder drei im Namen Jesu versammelten, da sah er Gottes Geist am Werk. So unterstützte ,förderte und liebte er ein franziskanisches Säkularinstitut, dem Frau Marie-Thérèse Birkel angehört, Lehrerin und Katechetin, die lange Jahre mit Pfarrer Roger Kayser zusammenarbeitete und sich mit viel Sorgfalt um ihn kümmerte, besonders in den letzten Jahren, die von Schwäche und Krankheit gezeichnet waren. In seiner Predigt wies Dechant Joseph Roemen dann auch darauf hin, dass zeitgleich mit der Begräbnismesse für Abbé Roger Kayser in Ars eine Feier stattfand, in der eine Pariser Ärztin in das Säkularinstitut aufgenommen wurde, eine Feier, an der auch Frau Birkel und Abbé Kayser hätten teilnehmen sollen. „Et ass aanescht komm – an et mëcht een déiwe Sënn : An deer Stonn wou des Persoun hiirt Engagement mëcht,  gët eise Frënd Roger säin Liëwen am Härgott seng Hänn zereck. »

Stets begleitete Abbé Roger Kayser sein pastorales Wirken auch denkerisch. Ihm lagen all die Gesellschaftsthemen am Herzen, die in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wurden. Erinnert sei hier nur an das Thema Euthanasie, das ihn besonders in den letzten Jahren beschäftigte. Mit zahlreichen Studien zum Thema hatte er sich eingehend auseinander gesetzt und sich auch in den Medien gegen eine Liberalisierung dieser Praxis ausgesprochen.

Beschäftigt hat ihn auch die Stellung der Religionen in säkularen Gesellschaften. Auch mit diesem Themenkomplex hatte sich Abbé Roger Kayser eingehend befasst. Dabei war ihm die Trennung von Kirche und Staat nicht das Wesentliche. Trennung war überhaupt nicht seine Sache, ihm ging es lediglich darum, einen offenen Dialog mit andern Glaubensgemeinschaften und Religionen zu unterstützen. Ideologische Engführungen, wie sie von populistischen Atheisten oder fundamentalistischen Religionsströmungen allzu gerne geführt werden, waren nie seine Sache. Nicht Verachtung und Trennung, sondern gegenseitiger Respekt und ehrliche Suche nach der Wahrheit dienen seinem Verständnis nach dem Allgemeingut, und aus diesem Verständnis heraus konnte er meisterhaft predigen und sein ganzes pastorales Wirken zukunftsorientiert gestalten.

Dazu bemerkte Dechant Roemen, als er in seiner Predigt an die Zeit erinnerte, als Abbé Kayser sein Jugendseelsorger war: „Hien hat e Gespiir fir eng Pastoral vun der ausgestrecktener Hand, wou keen op der Streck bliwwen ass. Esouwuel Kanner a Jugendlech ewéi Kranker an aal Leit, waren him een déiwt Uleies.“

Für Abbé Roger Kayser war es klar: tief greifende Strukturänderungen können nur dann Positives bewirken, wenn sie durch persönliche Umkehr und verbindliches Engagement begleitet werden. Insofern war er wohl ein progressiver Priester, aber den Fortschritt verstand er nur, in Blick auf Christus und das Evangelium. Oft nahm er für ein eigenes tieferes Glaubensverständnis an Bibelkursen, geistlichen Exerzitien und pastoralen Tagungen teil, wo er stets auch in seinen Stellungnahmen, Offenheit und innere Glaubensstärke mitzugeben wusste.

Jetzt, wo uns Abbé Roger Kayser für die andere Welt verlassen hat, wo sich sein großes Herz ganz dem seines Herrn ähnlich gestalten wird, können wir uns dankbar an ihn erinnern und die Einleitungsworte seiner Todesanzeige wiederholen: „Dieu seul peut donner la foi, l’espérance et l’amour. Mais toi, Roger, tu as donné ton témoignage, tu as rendu confiance à tes frères et tu as appris aux autres à aimer.“

P. Jean-Jacques Flammang SCJ

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