Thomas Merton - Kontemplativ leben

Kontemplativ leben
Erinnerungen an Thomas Merton
Anläßlich des 100. Geburtstages am 31. Januar 2015 soll dem Trappistenmönch Thomas Merton (1915-1968), einer der einflußreichsten christlichen Mystiker neuerer Zeit Ehre gebührt werden. Mit seinem Leben hat er viele Menschen nachhaltig beeindruckt und geprägt.
Streifzüge durch das Leben von Thomas Merton
In einem seiner Bestseller schreibt Merton, dass jeder mehr oder weniger ein Ungläubiger sei. Er ist aufgewachsen in Frankreich, England und den USA. Inbezug auf Alkohol und Frauen war er der Maßlosigkeit verfallen. Wie Augustinus zeugte auch Thomas Merton in jungen Jahren ein uneheliches Kind. Bei all dem, was er erlebte und durchlebte, schien ihm das Leben leer zu sein. Er entscheidet sich aus Protest gegen sein falsches bürgerliches Leben und schwört sich selbst, den inneren Kampf gegen den in der Psyche eingebetteten egozentrischen Individualismus aufzunehmen.
Er sehnte sich nach einem dauerhaften Glück. Er bekam religiöse Bücher in die Hand und versuchte zu glauben – ganz zaghaft. Er wollte es einfach mal probieren mit dem christlichen Glauben. Er fuhr zu den Trappisten nach Kentucky, einer der strengsten Orden der katholischen Kirche. Seine Zweifel und Depressionen blieben. Aber Thomas Merton hatte verstanden, dass er mitten im Zweifel doch auch Gott begegnet ist. Der Weg war für ihn Verzicht auf die falschen Sicherheiten und die Lebenslügen draußen. Als Mönch blieb er solidarisch mit den Menschen draußen und engagierte sich gegen den Vietnamkrieg, gegen atomares Wettrüsten und Rassismus. Er nahm Einfluß auf das Zweite Vatikanische Konzil und war einer der ersten Mönche, die sich im interreligiösen Dialog, vor allem mit dem Buddhismus engagierten.
Er schrieb fast 60 Bücher . Sein Interesse galt auch der Politik, Kunst, Literatur und dem Sozialen. Dennoch legte er den Schwerpunkt in all seinen Büchern auf die Kontemplation: „Ohne Kontemplation besteht Gefahr, dass die Liturgie zu einem frommen Schauspiel entartet, denn falsches liturgisches Gebet ist bloß Geplapper. Ohne Kontemplation ist das Gebet nichts als eine reine sterile geistige Übung“ (1).
Thomas Merton näherte sich immer mehr der fernöstlichen Mystik , dem Zen. Er fühlte sich im katholischen Glauben vertrauensvoll angenommen und eingebunden. So wie die heilige Teresia von Avila ihre Spiritualität auf den Punkt brachte,: „Gott allein genügt“, so radikalisierte er seine Spiritualität in ein „ Sein allein genügt“ im Sinne einer Gottesgegenwart in der eigenen Geschöpflichkeit. Sein kontemplativ-mystischer Dialog zielt darauf, aus der Kommunikation eine Kommunion werden zu lassen.
Am 10.Dezember 1968 starb er durch einen Stromunfall als er an einem interreligiösen Kongreß in Bangkok teilnahm.
"Kontemplation ist der höchste Ausdruck des intellektuellen und spirituellen Lebens." (Thomas Merton)
Der Viertürme-Verlag aus Münsterschwarzach hat ein Buch unter dem Titel „ Kontemplativ leben- Erinnerungen an Thomas Merton“ (2) von Wunibald Müller und Detlev Cuntz mit zahlreichen Beiträgen von anderen bekannten Autoren wie Anselm Grün, Bernardin Schellenberger und David Steindl-Rast publiziert. Anselm Grün schätzt die absolute Ehrlichkeit und Offenheit von Thomas Merton. Im Alter von 51 Jahren hat Thomas Merton die Liebe einer Krankenschwester erfahren. Er hat sich dieser Liebe gestellt und sie sogleich mit seinem Leben als Mönch in Einklang gebracht. Dabei hat er erfahren, dass seine tiefe spirituelle Erfahrung nicht davor bewahrt, das tiefe Bedürfnis nach menschlicher Nähe zu spüren. Diese Erfahrung seiner Liebe zu einer Frau hat ihn tiefer die Liebe Gottes verstehen lassen.
Pater Anselm Grün behauptet – und ich schließe mich seiner Meinung an -, dass Thomas Merton gerade mit seinen inneren Spannungen und Gegensätzen ein Mensch ist, der einem sympathisch ist. Merton ist Mensch, Christ, Mystiker, Schriftsteller , Einsiedler und Gemeinschaftsmensch, Mönch und zugleich Aktivist. Er ist keine Ikone, sondern ein Mensch, der in seiner Zerbrechlichkeit und in seinem bewegten und facettenreichen Leben gerade in seiner Menschlichkeit und in seiner ehrlichen Suche nach Gott und dem Menschen die Herzen der Menschen berührte.
Thomas Merton wollte immer wieder zu Sanftmut und Gewaltfreiheit sensibilisieren. Er war ganz verwurzelt in der Bergpredigt und bezeugte die kontemplative und spirituelle Grundlage der Gewaltfreiheit. Aktionen waren für ihn immer mit der Gefahr verbunden, vorschnell zu handeln, um schnelle Erfolge vorweisen zu können. Zur Übung der Gewaltfreiheit war ihm die Kraft Gottes beziehungsweise der Heilige Geist zu Gewaltfreiheit von elementarer Bedeutung.
Warum es sich lohnt geistlich zu kämpfen
Obwohl Thomas Merton ein zerrissener Mensch war, hat er nicht aufgegeben geistlich zu kämpfen. Er ließ sein Leben lang Fragen zu, um sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens zu begeben. Er schreibt, dass im Zentrum seines Seins ein Punkt des Nichts liegt, der weder von der Sünde noch vom Betrug je berührt wurde, ein Punkt reiner Wahrheit, ein Punkt oder Funke, der ganz Gott gehört, der sich niemals in unserer Verfügungsgewalt befindet. Für ihn ist der kontemplative Weg die Mitte. Alle Menschen brauchen ein genügendes Maß an Schweigen und Einsamkeit in ihnen. Man kann nicht glücklich leben ehe man nicht die Quellen des geistlichen Lebens erschlossen hat, die in den Tiefen der eigenen Seele verborgen liegen. Seine eigenen Ängsten zeigt er als Pforten hin zu einer tieferen Bewußtheit und Gottesgegenwart. Im Einklang mit sich selbst und mit der Welt entwickelt er Auseinandersetzungen mit der kirchlichen Lehre des Gerechten Krieges eine atomare Friedensethik. Sein Geist des Nichtverletzens nährt er aus der Einsicht der Verbundenheit allen Seins und führt in die Empfindung des Einsseins. Er inspiriert sich an Martin Luther King und an dem Lebensprinzip von Albert Schweitzer: „ Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Ihm ging es um Reform und Erneuerung im persönlichem, monastischem, kirchlichem und gesellschaftlichem Leben. Er war beeindruckt vom Zweiten Vatikanischen Konzil, das zu einer „Rückkehr zu den Quellen“ aufgerufen hat, gepaart mit einem strikten Bezug zur modernen Gesellschaft in ökumenischer und interreligiösen Offenheit.
Thomas Merton läßt auch uns heute den kontemplativen Weg entdecken, die Empfindung, dass das Glück und der Sinn des Lebens gerade nicht im Materiellen liegen, sondern in Liebe, Freude, Zufriedenheit und Schönheit zu finden sind. Nach seinem Verständnis des heiligen Augustinus sind alle Menschen kontemplative Wesen. Es sei der Niedergang der Menschheit gewesen, dass sie diese Fähigkeit habe verlieren lassen. In anderen Worten: Mehr leben mit weniger – ganz im Geist und in der Nachfolge Jesu Christi. Möge Thomas Merton mit seiner Person und seinen Schriften „ Samenkörner in uns sähen und bleibende Spuren in unserem Denken und Glauben hinterlassen.“ (Wunibald Müller)
Pater Theo Klein SCJ
1. Thomas Merton, Wahrhaftig beten, S.145
2. Wunibald Müller, Detlev Cuntz, Kontemplativ leben – Erinnerungen an
Thomas Merton, Vier-Türme Verlag, 2014.304 Seiten
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